BMVI startet Open RAN-Förderung
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert innovative Unternehmen bei der Entwicklung und Erprobung neuer, softwaregesteuerter Netztechnologien (Open RAN). Durch offene Standards und Schnittstellen ist es möglich, dass Hard- und Software in einem Open RAN-Netz voneinander entkoppelt werden können. In den bisherigen geschlossenen Systemen sind Hard- und Software an bestimmte Hersteller gebunden. Open RAN reduziert reduziert die Abhängigkeit von einzelnen Anbietern, ermöglicht mehr Wettbewerb und erlaubt, dass neue Mobilfunkgenerationen schneller und günstiger per Softwareupdate eingeführt werden können. Dies ist ebenfalls für die zügige Digitalisierung von Wirtschaft und Industrie von Vorteil. Darüber hinaus kann Open RAN aufgrund des hohen Individualisierungsgrads der Netzarchitektur ein wichtiger Treiber mit Blick auf die Errichtung von 5G-Campusnetzen sein.
Ein Schwerpunkt der Open RAN-Förderung ist die Entwicklung und Erprobung. Dafür stellt das BMVI in den kommenden Jahren 300 Millionen Euro Fördermittel aus dem Konjunkturpaket zur Verfügung. Das Ziel ist zum einen, die Entwicklung und Erprobung der neuen softwaregestützten Netztechnologie in Deutschland voranzubringen, zum anderen den Aufbau einer eigenen, unabhängigen Herstellerindustrie zu unterstützen. Zum anderen sollen somit die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft des nationalen und europäischen Telekommunikationsökosystems ausgebaut und gestärkt werden.
Die ersten Förderprojekte:
Open RAN Lab
Mit rund 17 Millionen Euro fördert das BMVI das Open RAN Lab. Das Open RAN Lab ist eine frei zugängliche Testumgebung und Entwicklungsplattform für die Erforschung, Erprobung und Entwicklung von Open RAN-basierten Netzen. Ziel ist es, die Entwicklung neuer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen zu beschleunigen und industrielle Forschung voranzubringen. Im Open Lab erhalten KMUs und Startups direkten Zugang zu aktueller Forschung, Mentoring und einer Testumgebung, mittels derer sie konkrete Anwendungsszenarien entwickeln und testen können. Ziel der Aktivitäten im Open Lab wird die Weiterentwicklung offener Standards sein, etwa durch die Entwicklung von Prüfverfahren zur Datensicherheit, die Durchführung von Sicherheitsanalysen sowie Tests von Software-Komponenten und der Identifikation sicherheitskritischer Schnittstellen.
Modellprojekte „Protopolis“
Mit rund 1,5 Millionen Euro fördert das BMVI das Modellprojekt „Protopolis“. In diesem Projekt errichtet Vodafone in Plauen an mehreren LTE- und 5G-Basisstationen ihres Mobilfunknetzes einen Prototyp eines auf Open RAN-Technologie basierenden Netzes. Das Ziel ist es, die Integration von Open RAN-Komponenten in das bestehende Mobilfunknetz unter Realbedingungen zu erforschen und zu erproben. Dadurch sollen Erkenntnisse gesammelt werden, wie ein professioneller, sicherer und effizienter Betrieb von Open RAN funktionieren kann.
Modellprojekte „O-RAN Town“
Mit rund 10,5 Millionen Euro fördert das BMVI das Modellprojekt „O-RAN Town“. In dem Projekt plant die Deutsche Telekom Neubrandenburg als Pilotstadt für Open RAN aufzubauen. Das Ziel ist es, Open RAN im realen Wirkbetrieb mit deutscher und europäischer Herstellerbeteiligung zu erforschen und mögliche Schwachstellen von Open RAN-basierten Netzen sowie Hardware- und Softwarekomponenten im Realbetrieb zu identifizieren. Diese geschaffenen Grundlagen sollen dann u. a. in die Arbeit des Open RAN Labs und der Open RAN Alliance mit einfließen.
Forschungsprojekt „O-RAN Ecosystem Enabler“
Mit rund 2,5 Millionen Euro fördert das BMVI das Modellprojekt „O-RAN Ecosystem Enabler“. In diesem Forschungsprojekt plant Nokia am Firmenstandort Ulm ein Testcenter für Open RAN unter Realbedingungen aufzubauen. Die Testumgebung soll dazu genutzt werden, um die Interoperabilität der Produkte und Lösungen mehrerer Anbieter zu erforschen und zu erproben. Zudem sollen Anwendungen entwickelt werden, die die Qualität des RAN-Netzwerkes verbessern und effizienter machen, z. B. durch die Optimierung des Energieverbrauchs. Das Ziel ist es, einen Plan für ein Open RAN-Ökosystem zu erstellen, der auch Innovationsansätze wie u. a. das Internet of Things oder den Mobilfunkstandard 6G beinhaltet. Hierdurch soll eine fundierte Grundlage für weitere Open-RAN Lab und -City-Projekte geschaffen werden.
„Wir starten einen Innovations-Inkubator ‚Made in Germany‘! Das von uns geförderte Open RAN Lab ist eine offene Plattform, die Vernetzung von Marktakteuren ermöglicht und technische Entwicklung beschleunigt. Alle interessierten Marktteilnehmer haben Zugang und können dort übergreifend zusammenarbeiten und voneinander lernen – egal ob Netzbetreiber, Netzwerklieferanten, oder neue Akteure wie Startups oder KMUs. In der Open Lab-Umgebung können sie forschen, ausprobieren, validieren und neue, innovative Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln. Damit stärken wir den Industrie- und Technologiestandort Deutschland und machen unsere Kommunikationstechnologie fit für die Zukunft“, so Bundesminister Andreas Scheuer zu dem Open RAN Lab.
„In den von uns geförderten Open RAN Cities geht es jetzt schon direkt in die Anwendung im Live-Betrieb. Unter Realbedingungen wird getestet, was es braucht, um Open RAN-Mobilfunknetze zu planen, umzusetzen, zu betreiben und in die bestehende Infrastruktur zu integrieren. Die Projektpartner bauen dafür Testfelder in Neubrandenburg, und Plauen auf. Damit sammeln die Netzbetreiber frühzeitig Erfahrungen, um das Mobilfunknetz in Deutschland effizienter zu machen und die Umstellung auf neue Mobilfunkstandards zu beschleunigen. Ergänzt werden die Fördermaßnahmen durch ein Forschungsprojekt, das darauf abzielt, ein Open RAN kompatibles Komponenten-Ökosystem zu entwickeln. Die gesammelten Erkenntnisse können auch europaweit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung von Open RAN leisten“, sagt Bundesminister Andreas Scheuer zu den einzelnen Förderprojekten.
Weitere Informationen finden Sie hier: BMVI.