Energiewende ohne 5G nicht machbar
Hannes Ametsreiter, Vodafone Deutschland-Chef, hat im Zuge des Handelsblatt Energie-Gipfels in Berlin bei der Energiebranche den neuen Mobilfunkstandard 5G beworben. Die Energiewende sei ohne 5G nicht möglich.
„Erneuerbare Energien sind Fluch und Segen zugleich. Und diesen Fluch muss man managen können“, so Ametsreiter. Es werde ein smartes Netz benötigt, vom „Windrad bis zur Steckdose“, das gehe nur mit 5G. Der hohe Bedarf an grünem Strom ist ein Hindernis für das deutsche Stromnetz. Erneuerbare Energien müssen intelligenter vernetzt werden, da die Erzeugung von Solar- und Windanlagen nicht flexibel steuerbar ist.
Die weitverteilten Standorte von kleinen Stromerzeugungsanlagen erschweren die Arbeit von Energieversorgern. Große Teile des Netzes sind daher bereits digitalisiert. Das Smart Grid, ein komplett intelligentes Netz, liegt jedoch noch in weiter Zukunft. Heutzutage unterstützten zwar Algorithmen und Daten dabei, Stromerzeugung, Verbrauch und Speicherung aufeinander abzustimmen – für Verteilnetzbetreiber ist das allerdings weniger hilfreich.
Laut Ametsreiter gab es im letzten Jahr viele Beinah-Blackouts. Aus diesem Grund möchte Vodafone die Vernetzung intelligenter und sicherer machen. Dahingehend sollen Produzenten mit den Verbrauchern und den einzelnen Stationen dazwischen vernetzt werden. Das so genannte „Strom-Roaming“ sowie eine Allianz der Infrastruktur für die Energiewende sei essentiell.
Seit zwei Jahren läuft das Projekt „5G National Energy Hub“ von der TU Dresden, der RWTH Aachen, Ericsson und der Deutschen Telekom. Ziel ist es, 5G für Anwendungsszenarien in der Energietechnik – speziell der Gebäudeenergietechnik, zu erforschen und zu testen. Das Projekt ist angesetzt für zehn Jahre – nach Meinung von Ametsreiter ist das zu viel, die Veränderung müsse jetzt stattfinden.
Die Einführung des neuen Mobilfunkstandards und die steigende Dringlichkeit eines intelligenten Stromnetzes stehen in einer Wechselbeziehung: Mehr Daten brauchen mehr Energie. Eine im Dezember 2019 publizierte Studie des Essener Energiekonzerns E.ON zum Stromverbrauch von 5G, kam zu dem Ergebnis, dass 5G den Strombedarf in Rechenzentren bis 2025 um bis zu 3,8 Terawattstunden (TWh) zusätzlich erhöhen kann. Damit könnten 2,5 Millionen Menschen in Köln, Düsseldorf und Dortmund für ein Jahr versorgt werden.
Zur Erreichung der Klimaziele der Bundesregierung müsste zusätzlicher Strom aus erneuerbaren Energien kommen – der Bedarf nach intelligenter Steuerung des Netzes würde dadurch allerdings steigen. „Ohne Partnerschaften mit Telekommunikationsunternehmen wird das nicht gehen. Deswegen suchen wir auch den Weg zu solchen Kooperationen, auch Vodafone wäre ein denkbarer Partner“, so Leonhard Schitter, Chef des Österreicher Energieversorgers Salzburg Energie.
Für andere Unternehmen aus der Energiebranche ist das Thema 5G ebenfalls interessant. Ein Großteil der Energieversorger möchte laut einer Umfrage der Technikberatung Detecon, einer Tochtergesellschaft der T-Systems International GmbH, aus dem Jahr 2019 selbst 5G-Leistungen anbieten, indem sie Vorleistungen für Mobilfunkunternehmen zur Verfügung stellen oder technologische Innovationen für die Smart City entwickeln.
Weitere Informationen finden Sie: Handelsblatt.