Zur Diskussion: Flugtaxis – Mobilität der Zukunft?
IDTechEx hat den neuen Bericht „Air Taxis: Electric Vertical Take-Off and Landing Aircraft 2021-2041“ veröffentlicht. Der Bericht informiert über den Markt für urbane Luftmobilität (UAM) sowie die Vor- und Nachteile der verschiedenen elektrischen Senkrechtstart- und -landeflugzeug-Architekturen (eVTOL), die als Lufttaxis oder Passagierdrohnen zum Einsatz kommen sollen. Auch wirft er einen Blick auf die dafür notwendigen Schlüsseltechnologien, wie luftfahrttaugliche Batterien, fortschrittliche Elektromotoren und Antriebssysteme sowie moderne Verbundwerkstoffe.
Die Analyse der Urban Air Mobility (UAM) legt nahe, dass es häufig diskutierte Bereiche für den Einsatz von Lufttaxis gibt, die einfach nicht praktikabel erscheinen und Pendlern keinen erkennbaren Nutzen bei gleichzeitig höheren Kosten bieten. Die Untersuchungen von IDTechEx zeigen jedoch auch Anwendungen auf, bei denen eVTOL-Flugzeuge eine schnellere, direktere und flexiblere Reise zu geringeren Kosten als konkurrierende Transportmittel ermöglichen könnten. Es ist dieses Potenzial, das die Aufmerksamkeit großer Unternehmen innerhalb und außerhalb der Luftfahrtindustrie auf sich zieht und große Investitionen in diesen aufstrebenden Markt angestoßen hat.
Viele der weltgrößten Luft- und Raumfahrt- sowie Automobilunternehmen verstärken ihr Interesse an eVTOL-Flugzeugen, da sie diese als potenziell bahnbrechende neue Transportart erkannt haben. Etablierte OEMs, wie Boeing, Airbus, Embraer und Bell, haben laufende eVTOL-Entwicklungsprogramme. Die großen Luft- und Raumfahrtzulieferer Raytheon, GE, SAFRAN, Rolls-Royce und Honeywell investieren alle in eVTOL-bezogene Technologien, einschließlich elektrischer und hybrid-elektrischer Antriebskomponenten, Systeme für autonomes Fliegen und fortschrittliche Luftverkehrsmanagementsysteme. Darüber hinaus arbeiten Hersteller von Verbundwerkstoffen, wie Toray und Hexcel, mit OEMs an den fortschrittlichen Leichtbaumaterialien, die für verschiedene Facetten des eVTOL-Designs erforderlich sind. Auch die Automobilindustrie zeigt Interesse: Toyota, Hyundai, Geely, Stellantis, Daimler und GM finanzieren, arbeiten zusammen oder führen eigene eVTOL-Projekte durch.
Toyota investierte im Januar 2020 fast 400 Millionen Dollar in das eVTOL-Start-up Joby Aviation, in einer Finanzierungsrunde von 590 Millionen Dollar, an der sich auch der private Fondsmanager Baillie Gifford beteiligte. Gifford hat zudem 35 Millionen Dollar in den deutschen eVTOL-OEM Lilium investiert, da langfristig eines enormes Potenzial in diesem transformativen, aufstrebenden Markt identifiziert wurde. Neben Joby Aviation und Lilium gibt es weltweit eine Reihe interessanter eVTOL-Start-ups, darunter Volocopter in Deutschland, EHang in China, SkyDrive in Japan, Vertical Aerospace in Großbritannien sowie Jaunt Air Mobility und Beta Technologies in den USA. Sie alle befinden sich in unterschiedlichen Stadien auf dem Weg zu einem kommerziellen Produkt und führen zum Teil schon bemannte Testflüge mit ihren eVTOL-Flugzeugen durch. Der US-amerikanische eVTOL-OEM Archer Aviation gab kürzlich seine Absicht bekannt, durch eine Fusion mit einer Zweckgesellschaft (SPAC) ein börsennotiertes Unternehmen zu werden. Archer wird mit einem Börsenschätzwert von etwa 3,8 Milliarden Dollar bewertet. Zusätzlich zu dieser Nachricht gab Archer auch einen Auftrag von United Airlines in Höhe von $1 Milliarde für seine eVTOL-Flugzeuge bekannt. Da nun die ersten eVTOL-Flugzeuge der Flugzulassung immer näherkommen, wächst das Interesse an diesem Markt stetig.
Es bieten sich eine Vielzahl an Chancen, wobei der First-Mover-Vorteil aufgrund der notwendigerweise langsamen Zertifizierungszeiten in der Luftfahrt belohnt wird. Damit wird sichergestellt, dass die Sicherheitsanforderungen erfüllt werden. Diejenigen, die als erste auf den Markt kommen, haben die Möglichkeit, das Gesicht dieses elektrisierenden neuen Marktes als Markenführer an der technologischen Spitze zu sein.
Am Mittwoch, den 31. März 2021 um 11 Uhr, veranstaltet IDTechEx ein 40-minütiges Online-Seminar mit dem Titel „Preparing for Take-Off: Electric Vertical Take-off and Landing Air Taxis“, in dem einige Forschungsergebnisse aus dem aktuellen Bericht präsentiert werden. Unternehmen sollen dabei unterstützt werden, den aufregenden, aufstrebenden Markt für urbane Luftmobilität zu verstehen.
Die Veranstaltung wird einen Überblick und Ausblick auf den sich entwickelnden eVTOL-Markt geben, einschließlich
- einer Einführung in die urbane Luftmobilität und Lufttaxidienste
- einer Skizzierung der Grundlagen der eVTOL-Flugzeugarchitekturen
- den Hintergründen zu laufenden eVTOL-Projekten für den Personentransport
- den Chancen für Batterie-, Motor- und Verbundwerkstoffherstellern
- und einer 20-Jahres-Prognose von IDTechEx für diesen aufstrebenden Markt
Jetzt sind Sie gefragt und eingeladen: Wo sehen Sie Vorteile von Flugtaxis oder Passagierdrohnen. Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft der Mobilität aus? Veröffentlichen Sie Ihre Einschätzung – Wir haben dafür in diesem Beitrag die Kommentarfunktion freigeschaltet.
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Weitere Informationen finden Sie hier: IDTechEx.
Der Zusammenhang zwischen Flugtaxis und Passagierdrohen auf der einen Seite und der neuen Mobilfunkgeneration 5G auf der anderen Seite erschließt sich erst auf den zweiten Blick.
An was denken Sie, wenn Sie an ein Flugtaxi oder eine Passagierdrohne denken? Etwas, das autonom fliegt, oder an etwas, was doch noch von einem Menschen gesteuert wird?
Wichtig ist bei beiden Formen die Vernetzung der Objekte untereinander sowie gleichzeitig auch mit zentralen Plattformen und Computersystemen. Sei es um bei steigender Anzahl an Luftfahrzeugen Abstände einzuhalten und damit Kollisionen zu vermeiden oder die schnellste, vielleicht auch lieber die sparsamste Route, zu errechnen.
Gerade im Verkehr sind Konnektivitätstechnologien mit möglichst geringen Latenzzeiten entscheidend. Zudem ist eine flächendeckende Verfügbarkeit des Netzangebotes von zentraler Bedeutung. Jedenfalls wenn wir weiterhin, wie beim privaten PKW, frei entscheiden wollen, wo wir wann hinfahren, abbiegen oder verweilen. Schließlich ist damit auch ein immenses Gefühl von Freiheit verbunden.
Diese beiden Grundanforderungen an ein Funknetz, das flächendeckend vorhanden ist und dabei äußerst geringe Latenzzeiten offeriert, kann in Zukunft 5G erfüllen. Speziell das aktuell anvisierte Vorhaben 5G über Satelliten im Orbit anzubieten könnte mittelfristig dazu beitragen, tatsächlich 5G an jede Milchkanne zu liefern und damit auch Passagierdrohnen über die Berge der Alpen zu steuern.
Fraglich bleibt in meinen Augen nur, ob wir dann noch selbst ans Steuer dürfen oder es wirklich Drohnen sind, die zwecks unfallfreier Fortbewegung besser autonom auf vorgegebenen „Luftstraßen“ unterwegs sind und so plötzliches Abbiegen oder unerwartetes Bremsen vermeiden. Das Gefühl der unbegrenzten Freiheit würden wir aber wohl im Gegenzug für mehr Sicherheit vor in der Luft noch folgenreicheren Kollisionen eintauschen müssen. Ich für meinen Teil werde an der interessanten Veranstaltung teilnehmen und die vielversprechenden Entwicklungen in dieser neuen Dimension der Mobilität auch weiterhin im Blick bewahren.