Mobilfunkmessung mit Abfallsammelfahrzeugen

Der Kreis Coesfeld hat im vergangenen Jahr die Mobilfunkabdeckung mithilfe von sogenannten Echtnetz-Boxen gemessen. Die Messgeräte wurden dabei in die Fahrerkabinen der Abfallsammelfahrzeuge installiert, um realistische Daten zu sammeln. Diese Erhebungsmethode soll kostengünstiger sein und validere Messergebnisse als andere Messarten liefern.

Im Kreis Coesfeld im westlichen Münsterland wurde über das letzte Jahr das Mobilfunknetz mithilfe der Müllabfuhr getestet. Zu diesem Zweck wurden die Abfallsammelfahrzeuge mit sogenannten Echtnetz-Boxen ausgestattet, die den Mobilfunkempfang auf den Straßen messen können. In einem Gespräch mit dem Gigabitbüro des Bundes hat Dr. Jürgen Grüner, Geschäftsführer der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH, von dem Projekt berichtet.

Die Messung in Coesfeld zeigte, dass der Telefonie-Standard 2G fast überall zu empfangen war, der 4G/LTE-Standard jedoch noch Lücken aufwies. Zukünftig soll auch der neue Mobilfunkstandard 5G gemessen werden. Die Messungen umfassten dabei mehr als 300.000 Messpunkte. Die gesammelten Daten sollen nun in ein GIS-Modell eingespeist werden und mit Daten zu Technik, Infrastruktur, kommunalen Liegenschaften und Antennenstandorten verbunden werden, um eine umfassende Datengrundlage zur Verbesserung der Mobilfunkabdeckung zu bieten.

Zwar führen auch die Mobilfunkbetreiber Messungen zur Netzabdeckung durch, jedoch werden diese Messungen, nach Aussage des Geschäftsführers der Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH, meist unter optimalen Bedingungen durchgeführt, sodass die Daten eine bessere Abdeckung suggerieren. Die Messungen in den Fahrerkabinen der Müllabfuhr sollen zudem den Vorteil bieten, dass die Messinstrumente innerhalb des Fahrzeugs platziert sind. Dadurch sollen realistischere Aussagen über die tatsächlich nutzbare Mobilfunkleistung möglich sein als bei den Messungen der Mobilfunkbetreiber, die in der Regel außerhalb der Fahrzeuge durchgeführt werden. Zusätzlich wurden durch die Testmethode des Kreis Coesfeld Daten zu unterschiedlichen Jahreszeiten und Witterungsverhältnissen erzeugt, was sich auf die Mobilfunkqualität auswirken kann. Ein Vorteil der Messung durch Abfallsammelfahrzeuge ist, dass nahezu alle Straßen im Kreis abgefahren werden und sich so eine genauere Datenlage ergibt als bei Messungen an Hauptstraßen.

Laut Dr. Jürgen Grüner von der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH wurden Mobilfunkmessungen bisher entweder durch teure und aufwendige Messfahrten von spezialisierten Anbietern mit hochwertigem Equipment durchgeführt oder auf Mess-Apps für Smartphones zurückgegriffen. Da die Coesfelder Müllabfuhr ohnehin fast alle Straßen des Kreises abfährt, eignet sich laut Dr. Jürgen Grüner die Messung mit einer im Müllfahrzeug installierten Echtnetz-Box besonders gut, um eine gute Datenbasis zu schaffen. Darüber hinaus belaufen sich die Kosten für die Miete einer Echtnetz-Box für die Mobilfunkmessung auf knapp 5.000 Euro pro Jahr, womit diese Art der Datenerhebung deutlich günstiger ist als eine eigens in Auftrag gegebene Testfahrt, die laut Dr. Jürgen Grüner bei ungefähr 2.000 Euro pro Tag liegt.

Weitere Informationen und das vollständige Interview finden Sie hier: Gigabitbüro des Bundes.