Nach 5G ist noch lange nicht Schluss

Von Karsten Heimann

21.10.2019

Vom 30. September bis zum 2. Oktober 2019 fand im Congress Center in Dresden das zweite IEEE 5G World Forum statt. Ausrichter war die IEEE Future Networks Initiative zusammen mit dem Dresdener 5G Lab. Parallel wurde am 1. Oktober das vierte IEEE 5G Summit ausgerichtet. Beide Veranstaltungen erfreuten sich eines großen Interesses und wurden von insgesamt ca. 1.000 Teilnehmenden besucht. Eine ausführliche Programmbeschreibung und weitere Details sind der Konferenz­webseite zu entnehmen.

Während der dreitägigen Konferenz wurde das Thema 5G durch zahlreiche Keynote-Vorträge, Präsentationen wissenschaftlicher Arbeiten in den Paper-Tracks und Workshops, Tutorials und durch eine Ausstellung diskutiert. Die Veranstaltung hat damit eine breite und anschauliche Plattform zum Austausch zwischen Forschung und Industrie geschaffen, wobei nicht zuletzt eine umfangreiche Ausstellung vielfältige 5G Lösungen und Serviceangebote greifbar demonstriert hat.

Besonders in den Keynote-Vorträgen wurden interessante Einblicke durch Forschungsexperten, Branchenführer und Industriepraktiker gegeben. Hervorzuheben ist ein Beitrag von Professorin Muriel Médard vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), die als namhafte Wissenschaftlerin einen tiefen Einblick in das Thema Network Coding präsentierte. Bei Network Coding handelt es sich um einen innovativen Technologieansatz zur Steigerung der Effizienz eines Netzwerkes, wodurch unter anderem der Netzwerkdurchsatz erhöht, die Latenz verringert und Verbindungen wesentlich robuster gestaltet werden können.

Seitens der Industrie- und Branchenvertreter illustrierte Dr. Hannes Ametsreiter als Geschäftsführer von Vodafone Deutschland Strategien zur Umsetzung und Markteinführung von 5G. Dabei wurde auch die Initiative „5G Alliance for Connected Industries and Automation (5G ACIA)“ thematisiert, welche als branchenübergreifender Zusammenschluss mit der selbst gesetzten Aufgabe, 5G im gewerblichen Umfeld erfolgreich zu machen, verstanden werden kann. Vor diesem Hintergrund formulierte Dr.-Ing. Michael Bolle (Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH) in einer weiteren Keynote klar das Ziel, eigene 5G Netze in den Bosch-Standorten betreiben zu wollen.

Dass nach 5G noch nicht Schluss ist, zeigten interessante, aber auch durchaus kontroverse Diskussionen zu 6G. In diesem Rahmen wurde 5G als Wegbereiter dargestellt, welcher jedoch nicht nur als Zwischenschritt verstanden werden möchte. Die Virtualisierung von Netzkomponenten sei beispielsweise ein wichtiger Technologieaspekt, um von der Agilität heutiger und zukünftiger Softwareentwicklung profitieren zu können (Chih-Lin I, China Mobile). Dennoch sei es laut Thyaga Nandagopal (Deputy Division Director der National Science Foundation) erfahrungsgemäß an der Zeit, erste Forschungsbestrebungen in Richtung 6G zu lenken. Diskutiert wurde unter anderem die mögliche zukünftige Nutzung von THz‑Frequenzen, die für die Kommunikation aber auch als Sensorik genutzt werden könnten, um so ein „Ambient Internet“ realisieren zu können. Für die meisten Teilnehmer stand jedoch im Vordergrund, in den kommenden 10 Jahren die Einführung und weitere Evolution von 5G zu gestalten, während 6G zunächst mit einer Perspektive 2030 für die Grundlagenforschung von Interesse ist.

Während der zahlreichen, teils parallel stattfindenden Sessions wurden zudem aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt. Dabei stellte unser Projektmitarbeiter Karsten Heimann (TU Dortmund) die in CC5G.NRW eingesetzte 5G Millimeter Wave Experimentalplattform in der Session „Trials, Experimental Results and Deployment Scenarios“ vor. In der Arbeit geht es um die gezielte Versorgung von mobilen Netzteilnehmern mittels moderner Antennensysteme und Funkzellen, die neuartiges Funkspektrum im Millimeterwellenlängenbereich verwenden. Im verlinkten Video ist das grundlegende Konzept am Beispiel unserer Experimentalplattform anschaulich erklärt. Eine Autorenversion des Beitrags ist ebenfalls verfügbar und unten verlinkt. Darüber hinaus wurden in anderen Sessions zahlreiche weitere 5G Themen wie das Internet der Dinge, hochzuverlässige Fahrzeugkommunikation, Mobile Edge Computing, uvm. behandelt. Der komplette Konferenzberichtsband erscheint demnächst im Archiv des IEEE.

Weiterführende Links:

  • Webseite der Veranstaltung
  • Video zu 5G mmWave Experimentalplattform
  • Konferenzbeitrag: K. Heimann, J. Tiemann, D. Yolchyan, C. Wietfeld, „Experimental 5G mmWave Beam Tracking Testbed for Evaluation of Vehicular Communications“, In IEEE 2nd 5G World Forum (5GWF) (WF-5G’19), September 2019. (Autorenversion verfügbar)