Chip testet 5G-Netze

Das Technik- und Verbraucherportal Chip hat seinen jährlichen Test zur Güte der Mobilfunknetze veröffentlicht.

Jedes Jahr veröffentlicht das Technik- und Verbraucherportal Chip seinen umfangreichen Test zur Güte der Mobilfunknetze. Mit großem Aufwand testet das Magazin zusammen mit seinem NET CHECK die Verfügbarkeit und die Leistungsfähigkeit der deutschen Mobilfunknetze. Der große Unterschied zu vergangenen Tests von Chip und NET CHECK besteht darin, dass die Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit von 5G-Netzen mit wesentlich größerem Aufwand ermittelt wurde und mit höherem Gewicht in die Gesamtwertung einfließt.

Die Tests wurden mit Hilfe von Messsystemen von Rohde & Schwarz Mobile Network Testing – Geräten durchgeführt. Insgesamt fuhren drei mit Messsystemen ausgestattete Fahrzeuge durch die Bundesrepublik, von denen zwei die Qualität der „klassischen“ Mobilfunknetze testeten. Das dritte Fahrzeug wurde mit 5G-fähigen Smartphones ausgestattet, um speziell die Performance und Verfügbarkeit der 5G-Netze zu ermitteln. Zusätzlich testete ein weiteres Team zu Fuß die Qualität der Mobilfunknetze überall dort, wo die Messfahrzeuge nicht hinkonnten. Dazu zählten etwa der Züge oder stark belebte Orte wie Flughäfen oder Bahnhöfe. Darüber hinaus wurden dauerhaft Scanner verwendet, welche feststellten, ob und falls ja, mit welcher Bandbreite 5G-Signale der Netzbetreiber verfügbar waren. Neben den von den Testenden selbsterhobenen Daten wurden ebenfalls Crowdsourcing Daten mit in den Test einbezogen.

Getestet wurden die Mobilfunknetze sowohl in dünn besiedelten Gebieten als auch in Großstädten. Für die 5G-Wertung des Netztests zeichneten spezielle Scanner entlang der ungefähr 10.000 Kilometer langen Messstrecke auf, in welchem Band und mit welchem Pegel 5G-Signale zu empfangen waren. Aus diesen Daten ermittelten die Testenden im Anschluss, welcher Prozentsatz der Messstrecke mit 5G versorgt wurde. Neben der regulären Messung führte das Team von Chip und NET-CHECK gesonderte Performance-Tests für die 5G Wertung durch. Bei diesen Messungen wurde nur 5G im Bereich von 3,6 GHz berücksichtigt, also die schnellere Variante von 5G, die ohne die Unterstützung von 4G-Technologie auskommt. Die verwendeten Crowd-Sourcing-Daten konnten keine Erkenntnisse über die verwendeten Frequenzbänder geben, weshalb sie nicht in die 5G-Wertung einflossen.

Als Gewinner des Chip-Netztests kann sich die Telekom mit einer Note von 1,3 bezeichnen, dicht gefolgt von Vodafone mit der Schulnote 1,4. Etwas hinterher hängt das Mobilfunknetz von O² mit der Schulnote 1,8. Doch auch wenn O² bei dem Test das Schlusslicht bildet, konstatieren die Autor*innen dem Unternehmen eine positive Entwicklung. So soll die Telefónica-Tochter vor allem die LTE-Verfügbarkeit auf dem Land stark verbessert haben und fast auf dem Niveau der Konkurrenz sein. Zudem startete der 5G-Ausbau von O² gerade erst.

Die Auswertung von knapp 10 Millionen Samples ergab, dass die beste Verfügbarkeit von 5G in dem Netz der Telekom vorliegt. Entlang der Teststrecke versorgte die Telekom 95 Prozent der städtischen Umgebung und 85 Prozent der ländlichen Umgebung mit 5G. Vodafone erreicht 85 Prozent in den Städten und 68 Prozent auf dem Land. Abgeschlagen mit lediglich 44 Prozent in urbanen Gebieten und 10 Prozent 5G-Abdeckung im ländlichen Raum muss sich O² mit dem letzten Platz zufriedengeben. Zurückführen lässt sich dies auf die verschiedenen Ausbaustrategien der Netzanbieter. Während Telekom und Vodafone stark auf Dynamic Spectrum Sharing (DSS) setzen, verzichtet O² weitgehend auf die Technik. Mit dieser Technik lässt sich 5G auch im Frequenzspektrum von LTE anbieten, womit der Rollout deutlich vereinfacht wird. Auf der anderen Seite bietet 5G über DSS den Nutzenden jedoch kaum Vorteile. Anders jedoch im Frequenzspektrum um 3,6 GHz, in welchem Bandbreiten von 1 GBit/s möglich sind. In diesem Bereich führt die Telekom nur knapp mit einer Verfügbarkeit von 42,7 Prozent in Städten vor O² mit 41,9 Prozent. Vodafone bildet mit 22,5 Prozent das Schlusslicht.

Die Tests über die Performance und Zuverlässigkeit der 5G-Netze auf 3,6 GHz in den Städten ergaben, dass O² auch hier den letzten Platz belegt. Dies ist nicht wunderlich, da der Netzbetreiber seine maximale Downloadgeschwindigkeit auf 500 MBit/s beschränkt. Spitzenreiter ist auch hier wieder die Telekom mit durchschnittlichen Downloadgeschwindigkeiten von 500 MBit/s, gefolgt von Vodafone mit 394 MBit/s und O² mit 222 MBit/s. Die Zuverlässigkeit der 5G-Netze auf 3,6 GHz ist hingegen laut den Autor*innen auf einem guten Niveau, abgesehen von ein paar Fehlern im O²-Netz. Alles in allem gibt sich die Redaktion von Chip zufrieden mit dem Fortschritt des 5G-Ausbaus in Deutschland.

 

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