Enrico Schadock
Enrico Schadock auf dem 5G.NRWeek Konferenztag
Donnerstag, 21. November 2024, ab 10:45 Uhr
Impuls: Gigabit Innovation Track (GINT) – Gigabit-Fahrgastversorgung in der Bahn
Im vom BMDV geförderten Forschungsprojekt GINT arbeitet ein Konsortium bestehend aus DB, Telefónica, Vantage Towers und Ericsson an einem neuartigen Konzept für eine bedarfsgerechte und zukünftige 5G-Gigabit-Mobilfunkversorgung am Gleis. Mit innovativen Ansätzen bei passiver Infrastruktur und aktiver Systemtechnik bildet GINT die Basis für zukunftssichere, nachhaltige, kostengünstige und baueffiziente Mobilfunkinfrastruktur am Gleis.
5G-Q&A mit Enrico Schadock
Welcher nächste Schritt ist im Ausbau der mobilen Infrastruktur dringend notwendig?
Fahrgäste wollen in Zügen online unterwegs sein wie zuhause. Eine bedarfsgerechte Funkversorgung von 3 bis 5 Gbit/s in vollbesetzten Zügen bis zum Jahr 2030 ist deshalb eine wichtige Anforderung für die Digitalisierung der Schiene und das Erreichen der Verkehrswende in Deutschland. Gleichzeitig soll bis spätestens 2035 der Bahnfunk GSM-R auf FRMCS migriert werden. Um die Bedarfe von Bahn- und Mobilfunk synergetisch zu erfüllen, wird bei GINT ein neuer Korridoransatz basierend auf kleinen 15 m hohen Funkmasten mit innovativen Konstruktions- und Bauverfahren direkt am Gleis im Abstand von ca. 1 km entwickelt und erprobt. Die Maste können mit Technologien für FRMCS und Mobilfunk ausgestattet werden und schaffen so eine Mobilfunkversorgung für Bahnbetrieb und Fahrgäste.
Welche neuen Geschäftsmodelle und Innovationen für 5G oder 6G sehen Sie in den nächsten fünf Jahren?
Um aktive 5G-Mobilfunk kostengünstig und nachhaltig auszurollen und an Stellen zu betreiben, wo dies aus Sicht der Mobilfunkindustrie wirtschaftlich nicht möglich ist, bietet sich die Mitnutzung der FRMCS-Infrastruktur sowie die Umsetzung von Sharing Konzepten an. Die organisatorische Umsetzung eines Sharing Konzepts könnte dabei durch einen Neutral Host (bspw. TowerCo, Systemtechnikhersteller, MNO) erfolgen.
GINT wies nach, dass im 3,6-GHz-Band eine Versorgung mit mehr als 1 Gbit/s der Fahrgäste im Zug möglich ist. Die Bedarfe von Fahrgästen werden bis 2030 jedoch bei 3 bis 5 Gbit/s liegen. Um diese Versorgungslücke zu schließen, gibt GINT einen Ausblick auf eine Ausleuchtung mit mmWellen und hat in einem vereinfachten Feldtest die technische Machbarkeit nachgewiesen.
Wann erwarten Sie 6G in der Praxis und inwieweit wird 6G die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten und miteinander interagieren transformieren?
6G wird, wie die vorherigen Generationen auch, bestehende Technologien weiterentwickeln, soll aber auch neue Technologien (bspw. AI oder Satellitennetze ) in den Standard integrieren. Dabei werden vor allem solche Anwendungen adressiert, die mit 4G und 5G bisher nicht oder nur unzureichend umgesetzt werden konnten. 6G wird aktuell nicht explizit in GINT betrachtet, könnte jedoch langfristig die Versorgungslücke bis 5 GBit/s im Zug schließen. Voraussetzung dafür wäre zusätzlich nutzbares Mobilfunkspektrum. Kurzfristig ist keine Nutzung von 6G im Bahnumfeld in Planung.