Tanja Richter

Geschäftsführerin Technik & Network, Vodafone Deutschland
Tanja Richter ist seit dem 1. April 2022 Geschäftsführerin und Network Director bei Vodafone Deutschland. Zuvor war sie viele Jahre in verschiedensten Management-Funktionen europaweit für Vodafone tätig. Gestartet hat die gebürtige Berlinerin ihre Karriere 1994 im Technik-Bereich bei Mannesmann Mobilfunk. Sie hat an der Ruhr Universität Bochum sowie an der University of Maastricht studiert und besitzt ein Diplom in Elektrotechnik. Privat tankt sie gerne neue Energie beim Bergsteigen.

Tanja Richter auf dem 5G.NRWeek Konferenztag

Panel, Donnerstag, 21. November 2024, 13:00 – 14:00 Uhr

Dr. Andreas Müller
Project Director 6G, Robert Bosch GmbH, General Chair 5G-ACIA

Klaus Müller
Präsident der Bundesnetzagentur (BNetzA)

Mona Neubaur
Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen

Tanja Richter
Geschäftsführerin Technik und Network Director, Vodafone Deutschland GmbH

Claudia Plattner
Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)

Prof. Dr.-Ing. Christian Wietfeld
Communications Networks Institute (CNI), TU Dortmund, CC5G.NRW & 6GEM

5G-Q&A mit Tanja Richter

Welcher nächste Schritt ist im Ausbau der mobilen Infrastruktur dringend notwendig?

Auch wenn viele schimpfen: Deutschland verfügt über eine sehr gut ausgebaute und robuste Mobilfunkinfrastruktur. Bei den letzten Prozentpunkten auf der Abdeckungskarte gestaltet sich der Ausbau für alle Netzbetreiber aber schwierig. Zu den Herausforderungen gehören vor allem die Standortsuche, die Anbindung der Stationen in entlegenen Gegenenden und vor allem die komplexen Genehmigungsverfahren. Bürokratieabbau und entschlackte Genehmigungsprozesse können den Mobilfunkausbau beschleunigen. Unabhängig davon machen wir aber auch heute schon viele Fortschritte und haben die Zahl der Funklöcher zuletzt deutlich reduziert. Und wir bauen weiter aus. Auch weil wir wissen, dass der Datenverkehr in den Mobilfunknetzen in den kommenden Jahren deutlich ansteigen wird. Angetrieben vor allem durch die zunehmende Smartphone-Nutzung im Alltag und die wachsende Anzahl vernetzter Geräte. Der kapazitive Ausbau der Mobilfunknetze ist somit ein Schlüsselelement für die künftige Netzplanung.

Welche neuen Geschäftsmodelle und Innovationen für 5G oder 6G sehen Sie in den nächsten fünf Jahren?

5G-Netze sind die Grundlage für die Digitalisierung. Zu den Stärken des Mobilfunkstandards gehören hohe Bandbreiten, kurze Reaktionszeiten, mehr Kapazität und mehr Möglichkeiten zur Vernetzung von Geräten. Vor allem im industriellen Umfeld ist das Interesse an 5G daher branchenübergreifend groß. Der Markt beginnt aber gerade erst, sich zu entwickeln. Vielerorts werden noch Pilotprojekte durchgeführt, bei denen Unternehmen verschiedenste Anwendungen testen, die sich die Vorteile von 5G zunutze machen. Dazu gehören beispielsweise Spezialanwendungen wie „Network Slicing“ oder „Campus-Netze“, mit denen hohe Bandbreiten und niedrige Latenzen für zeitkritische Anwendungen im bestehenden Mobilfunknetz für Geschäftskunden flexibel und maßgeschneidert reserviert werden können.

Parallel entwickelt sich das 5G Netz weiter. Über Schnittstellen ins 5G-Netz hat die Branche gerade erst ganz neue Möglichkeiten geschaffen. Unternehmen und Entwickler können mit Hilfe der Schnittstellen neue Anwendungen und digitale Dienste für die globalen Telekommunikationsnetze entwickeln.

Wann erwarten Sie 6G in der Praxis und inwieweit wird 6G die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten und miteinander interagieren transformieren?

Wir stehen noch am Anfang der Entwicklung. Normalerweise kommt eine neue Mobilfunkgeneration alle zehn Jahre heraus. Mit 5G sind wir 2019 gestartet, dann wäre 2029/2030 ein möglicher Startschuss für das 6G-Netz. Die Standardisierungs- und Zulassungsprozesse für die neue Technologie finden aber bereits statt und die Spezifikation für die kommenden 6G-Netze wird in den kommenden Jahren auf internationaler Ebene festgelegt. Und dort müssen Deutschlands Telekommunikationskonzerne mitreden und den 6G Standard gestalten. Deshalb ist es wichtig, sich heute schon intensiv mit 6G zu beschäftigen. Mit 5G haben wir aber bereits die Grundlage für die nächste Netzgeneration gelegt, die noch leistungsstärker, smarter und energieeffizienter als 5G sein wird.

5G spielt vor allem in der Industrie eine große Rolle. Hier geht es um die Vernetzung von Produktionsanlagen oder die Steuerung von Maschinen in Echtzeit. Auch mobile Roboter, autonom fahrende Transportsysteme oder AR- und VR-basierte Assistenzsysteme stehen im Fokus. Bei 6G stehen Mensch und Umgebung im Mittelpunkt: Der smarte Industrieroboter kommt zu uns nach Hause – vorstellbar sind beispielsweise Assistenzroboter, die uns im Haushalt unterstützen. Aber auch Hologramme und weitere Anwendungen aus dem Umfeld der erweiterten Realität werden Teil unseres Daseins in einem vernetzten Zuhause.