Energiekrise belastet europäischen Mobilfunk
Bitkom e.V. bittet Politik um Hilfe aufgrund steigender Strompreise
Der Branchenverband Bitkom hat im Vorfeld der Ministerpräsidentenkonferenz am 28. September einen Appell im Zuge der erhöhten Energiekosten an die Politik gerichtet. Laut dem Branchenverband gefährden die stark steigenden Energiekosten den Ausbau der Telekommunikationsnetze und die Ziele der Gigabitstrategie der Bundesregierung. Die Netzbetreiber hatten angekündigt, im Verlauf der Legislaturperiode bis zu 50 Milliarden Euro in den Netzausbau zu investieren, wenn entsprechende Rahmenbedingungen vorliegen. Da nun die Strompreise steigen, würde jedoch ein erheblicher Teil der Investitionen durch die Deckung der Stromkosten verbraucht werden. Zudem werden laut dem Verband Rechenzentren, aufgrund des hohen Anteils der Stromkosten an den gesamten Betriebskosten, massiv unter Druck geraten, wenn die Politik nicht rechtzeitig interveniert. Der Bitkom-Verband fordert deshalb die Bundesregierung und die Ministerpräsidentenkonferenz auf, Netzbetreiber und Betreiber großer und kleiner Rechenzentren mit Maßnahmen zur Entlastung von steigenden Energiepreisen zu unterstützen. Ohne entsprechende Entlastung würden sich die Preissteigerungen auf die Privatverbraucher*innen und gewerbliche Kund*innen auswirken, so der Bitkom e.V.
Zudem hat der Branchenverband in einem Positionspapier dargestellt, welche Aspekte aus seiner Sicht bei einer Gesamtbetrachtung der Auswirkungen der Energiekrise verstärkt in den Blick genommen und im weiteren Gesetzgebungsverfahren auf nationaler und auf europäischer Ebene berücksichtigt werden sollten.
Energieknappheit bedroht europäische Mobilfunkkommunikation
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters befürchten Vertreter*innen der Telekommunikationsbranche, dass Energieknappheit im Winter die europäische Telekommunikationsinfrastruktur auf die Probe stellen und Unternehmen und Regierungen zwingen wird, die Auswirkungen zu mildern. Laut dem Bericht würden im Zuge der eingestellten Gaslieferungen durch die russische Föderation Stromausfälle oder Energierationierungen wahrscheinlicher und könnten Teile der Mobilfunknetze in Europa lahmlegen. Die Länder der Europäischen Union, darunter Frankreich, Schweden und Deutschland, bemühen sich jedoch laut Reuters bereits, dass die Kommunikation auch dann fortgesetzt werden kann, wenn die Pufferbatterien in den Tausenden von Mobilfunkantennen, die über ihr Gebiet verteilt sind, durch Stromausfälle erschöpft werden. In Europa gibt es fast eine halbe Million Fernmeldetürme, und die meisten von ihnen verfügen über Batteriepuffer, die etwa 30 Minuten für den Betrieb der Mobilfunkantennen reichen.
Besonders betroffen ist laut Reuters Frankreich, da dort aufgrund von Wartungsarbeiten mehrere Kernkraftwerke zurzeit keinen Strom ins Netz speisen. Ob die französischen Mobilfunkbetreiber im Falle eines Versorgungsengpasses priorisiert mit Energie versorgt werden, liegt laut Reuters in staatlicher Hand und ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht entschieden.
In Deutschland hat die Deutsche Telekom 33.000 Mobilfunkstandorte, und ihre mobilen Notstromsysteme können nur eine kleine Anzahl davon gleichzeitig unterstützen, sagte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber Reuters. Bei längeren Stromausfällen sollen mobile Notstromsysteme genutzt werden, die hauptsächlich mit Diesel betrieben werden. Frankreich hingegen hat etwa 62.000 Mobilfunktürme, die nicht alle rechtzeitig mit Batterien ausgestattet werden können, so die Recherchen von Reuters.
Weitere Informationen finden Sie hier: Bitkom e.V., Reuters.
Zum vollständigen Positionspapier des Bitkom e.V. gelangen Sie hier.