Europa hinkt bei den Zielen für Gigabit-Anschlüsse hinterher

Eine neue Studie des Verbands der Europäischen Telekommunikationsnetzbetreiber (ETNO) zeigt, dass die 5G- und FTTH-Abdeckung zwar zunehme, die Gigabit-Ziele und die globale Wettbewerbsfähigkeit jedoch weiterhin gefährdet seien. Dennoch schneidet die EU in den Bereichen Edge-Cloud, offene RAN-Netze und 5G Standalone besser ab als einige andere Länder. Auch im Bereich der Nachhaltigkeit hat sich die EU verbessert.

Europa macht sowohl bei den Telekommunikationsinvestitionen als auch bei der 5G- und FTTH-Abdeckung Fortschritte. Dennoch zeigen neue Schätzungen der ETNO, dass die EU ihr Ziel „Gigabit für alle bis 2030“ um 10 Prozent verfehlen wird. Dies geht aus dem Bericht „State of Digital Communications 2023“ hervor, den der Telekommunikationsverband ETNO auf der Grundlage von Untersuchungen des Forschungsunternehmens Analysys Mason veröffentlicht hat.

Laut dem Bericht besteht trotz steigender Investitionen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die EU das Ziel des Digitalen Jahrzehnts, „Gigabit-Verbindungen für alle“, verfehlen wird. Selbst wenn es den Telekommunikationsbetreibern gelingen sollte, ihre derzeitigen Investitionen trotz hoher Zinsen und eines möglichen Wirtschaftsabschwungs aufrechtzuerhalten, zeigen Prognosen, dass VHCN (Very High Capacity Networks) nur etwa 90 Prozent der Bürger*innen in der EU erreichen werden. So könnten möglicherweise Millionen Europäer*innen zurückbleiben.

Ende 2022 hatten 55,6 Prozent der europäischen Bevölkerung Zugang zu FTTH-Netzen, gegenüber 50 Prozent im Jahr 2021. Ebenso ist 5G nun für 73 Prozent der Europäer*innen verfügbar, gegenüber 62 Prozent im Vorjahr.

Im weltweiten Vergleich hinkt Europa laut ETNO-Bericht hinterher: Ende 2022 lag die 5G-Versorgung der Bevölkerung in den USA bei 96 Prozent, in Südkorea bei 95 Prozent, in Japan bei 90 Prozent und in China bei 86 Prozent liegen. Auch bei den Pro-Kopf-Investitionen im Verhältnis zum BIP hinkt Europa hinterher: 2021 investierte Europa 104,4 Euro pro Kopf, verglichen mit 259,7 Euro in Japan, 149,6 Euro in den USA und 110,2 Euro in China.

Der Bericht kommt jedoch auch zu dem Schluss, dass die EU in den Bereichen Edge Cloud, offene RAN-Netze und 5G-Standalone besser abschneidet als einige andere Länder. Der Übergang zu intelligenten Netzen hat eine neue Innovationswelle in der Telekommunikationsbranche ausgelöst: Edge Cloud. Laut ETNO werden 2022 in Europa 18 Edge-Cloud-Angebote verfügbar sein. Europa liegt damit knapp hinter dem asiatisch-pazifischen Raum mit 19 Angeboten. Nordamerika schneidet mit 5 Angeboten am schlechtesten ab. In Bezug auf offene RAN-Netze verzeichnete Europa 2022 sechs Testläufe, genauso viele wie China, so der Bericht. Die USA und Südkorea folgen mit drei und Japan mit jeweils zwei.

Im Bereich der Nachhaltigkeit verbessern die Telekommunikationsunternehmen nicht nur ihre eigenen Netze, sondern ermöglichen es auch anderen Branchen, ihre Umweltziele durch digitale Netze und Dienste zu erreichen, so der Bericht. Im Jahr 2021 stammten 83 Prozent der von Telekommunikationsunternehmen verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen. 2018 waren es noch 71 Prozent. Was die Emissionen betrifft, so haben sich die Scope-1- und Scope-2-Treibhausgasemissionen der europäischen Betreiber pro Umsatz im Laufe der Zeit mehr als halbiert: von 5,11 CO2e im Jahr 2017 auf 2,18 CO2e im Jahr 2021.

Der Übergang zu effizienteren Netzen wie FTTH und 5G spiegelt sich in der angekündigten Stilllegung alter Netze wider: In den Jahren 2023 und 2024 erwartet ETNO die Stilllegung von 10 Festnetzen pro Jahr. Bei den 2G- und 3G-Netzen rechnet ETNO mit 36 Stilllegungen im Jahr 2023 und 41 im Jahr 2024.

 

Weitere Informationen finden Sie hier: ETNO.

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