Bundeskartellamt prüft mögliche kartellrechtswidrige Behinderung von 1&1 durch Vodafone und Vantage Towers

Da 1&1 und Vantage Towers vertraglich die gemeinsame Nutzung einer Vielzahl von Standorten vereinbart haben und es im Laufe des Jahres 2022 zu erheblichen Verzögerungen bei der Bereitstellung der zugesagten Standorte gekommen ist, prüft das Bundeskartellamt, ob das unternehmerische Verhalten von Vantage Towers und Vodafone auf der „Anbieterseite“ nach den Maßstäben des deutschen und europäischen Kartellrechts zu beanstanden ist.

Das Bundeskartellamt prüft aufgrund einer Beschwerde der 1&1 Mobilfunk GmbH, ob die Vodafone GmbH oder die mit ihr verbundene Vantage Towers AG 1&1 bei der Mitbenutzung von Funkmasten behindert und dadurch möglicherweise gegen deutsches und europäisches Kartellrecht verstoßen haben.

Nach der erstmaligen Ersteigerung eines Frequenzspektrums im Jahr 2019 hat sich der Telekommunikationskonzern 1&1 auf den Weg gemacht, sich als vierter Netzbetreiber in Deutschland zu etablieren. Dabei unterliegt 1&1 einer staatlichen Ausbauverpflichtung, die an den Erwerb der Frequenzen gekoppelt ist. Vantage Towers ist die ehemalige Funkturmsparte des Vodafone-Konzerns, die im März 2021 als Aktiengesellschaft an die Börse ging. Dabei ist die Obergesellschaft des Vodafone-Konzerns auch nach dem Börsengang zunächst als Mehrheitsgesellschafter an dem Unternehmen beteiligt gewesen. Aufgabe von Vantage Towers ist die Vermarktung und Verwaltung des aus dem Vodafone-Konzern ausgegliederten Portfolios an bestehenden Mobilfunkstandorten. Dies sind in Deutschland rund 19.400 Antennenstandorte. Die Standorte sind integraler Bestandteil des deutschen Mobilfunknetzes von Vodafone und werden weiterhin von Vodafone als Hauptmieter genutzt. Das Geschäftsmodell von Vantage Towers sieht jedoch grundsätzlich vor, neben Vodafone auch anderen Mobilfunknetzbetreibern Flächen für die Montage von Antennen zur Verfügung zu stellen.

Im Dezember 2021 wurde zwischen 1&1 und Vantage Towers eine solche Mitnutzung einer größeren Anzahl von Standorten vertraglich vereinbart. Im Laufe des Jahres 2022 kam es jedoch zu erheblichen Verzögerungen bei der Bereitstellung der zugesagten Standorte. Diese Verzögerung hält bis heute an. Für den in diesem Jahr geplanten Start des eigenen Mobilfunknetzes von 1&1 ist die Nutzung dieser Standorte von entscheidender Bedeutung.

Unabhängig vom Verfahren des Bundeskartellamtes prüft die Bundesnetzagentur derzeit die Verhängung eines Bußgeldes gegen 1&1 wegen Nichterfüllung der Versorgungsauflage aus der Frequenzauktion 2019 zur Inbetriebnahme von 1.000 5G-Basisstationen. Während die Bundesnetzagentur anhand der Kriterien des Telekommunikationsgesetzes (TKG) prüft, ob der Frequenzinhaber seinen Verpflichtungen nachgekommen ist, wird im Verfahren des Bundeskartellamtes untersucht, ob das unternehmerische Verhalten von Vantage Towers und Vodafone auf der „Zulieferseite“ nach den Maßstäben des deutschen und europäischen Kartellrechts zu beanstanden ist.

 

Weitere Informationen finden Sie hier: Bundeskartellamt.

Das könnte Sie auch interessieren

Bundesnetzagentur stellt Unterversorgung mit Telekommunikationsdiensten fest
Die Bundesnetzagentur hat laut eigenen Angaben festgestellt, dass die Gemeinden Mittelstenahe, Halvesbostel, Brackel sowie Stuhr in Niedersachsen weder aktuell noch in absehbarer Zeit angemessen oder ausreichend mit Telekommunikationsdiensten versorgt sind....
News-Artikel lesen
Neue Sicherheitsanforderungen für TK-Netzbetreiber und Diensteanbieter
18.10.2019 Die Bundesnetzagentur, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit haben die Sicherheitsvorgaben für TK-Netzbetreiber und Diensteanbieter erweitert. Davon seien...
News-Artikel lesen
Rolle der Richtlinienkontrolle bei der Verwaltung von 5G-Angeboten
Openet hat das Whitepaper „POLICY’S 5G EDGE: The Enhanced Role of Policy Control for 5G – And its Role in Resurgent 4G“ publiziert. Das Whitepaper untersucht die Bedeutung der Richtlinienkontrolle...
News-Artikel lesen
Beirat der Bundesnetzagentur gibt Stellungnahme zur Frequenzvergabe 2025 ab
Der Beirat der Bundesnetzagentur (BNetzA) hat eine Stellungnahme zum von der Bundesnetzagentur vorgelegten Positionspapier zur anstehenden Frequenzvergabe für 2025 abgegeben. Er ist der Auffassung, dass die Bundesnetzagentur als zuständige Behörde...
News-Artikel lesen
IT-Grundschutz zur Absicherung von 5G-Campusnetzen
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik möchte mit dem IT-Grundschutz ein Werkzeug für den Aufbau und Betrieb eines Informationssicherheitsmanagementsystems (ISMS) beiten. Die zugehörigen BSI-Standards 200-1 bis 200-3 beschreiben ein...
News-Artikel lesen
Zukunftstechnologien: Innovationsstandort Deutschland unter Druck
Die Bertelsmann Stiftung hat ihre neue Studie „Weltklassepatente in Zukunftstechnologien – Die Innovationskraft Ostasiens, Nordamerikas und Europas“ veröffentlicht. Betrachtet werden dabei bedeutsame Patente in 58 Zukunftstechnologien, wie 3D-Druck, 5G und...
News-Artikel lesen
Positionspapier zur elektromagnetischen Verträglichkeit von 5G
Die Bundesnetzagentur befürwortet das gemeinsame Positionspapier der europäischen Gremien RSPG und BEREC. „Die Bundesnetzagentur überprüft die Einhaltung der Grenzwerte zum Schutz der Gesundheit und veröffentlicht ihre Messungen im Internet. Die...
News-Artikel lesen
Sukzessive Verbesserung der Breitbandversorgung in Deutschland
Die Bundesnetzagentur hat ihren Tätigkeitsbericht aus dem Bereich Telekommunikation 2018/2019 veröffentlicht. Der Vizepräsident der Bundesnetzagentur Dr. Wilhelm Eschweiler hebt die bisherigen Tätigkeiten für den Festnetz- und Mobilfunkausbau hervor. Fundamente der Aktivitäten...
News-Artikel lesen
Telefónica erfüllt Versorgungsauflagen nicht
Die Bundesnetzagentur hat Telefónica angedroht, ein Zwangsgeld in Höhe von 600.000 Euro zahlen zu müssen. Grund dafür ist, dass der Netzbetreiber Versorgungsauflagen aus der Frequenzauktion 2015 nicht fristgerecht erfüllt hat....
News-Artikel lesen
EU-Kommission sieht keine erhöhte Exposition der Bevölkerung gegenüber elektromagnetischen Feldern im Zuge der Einführung von 5G
Elektromagnetische Felder (EMF) sind physikalische Felder, die „durch stationäre, sich drehende oder sich bewegende elektrisch geladene Teilchen erzeugt“ werden. Anders als es den Anschein erwecken mag, dass elektromagnetische Felder erst...
News-Artikel lesen
Zur Diskussion: Sorgen und Vorbehalte gegenüber 5G
Der Rollout von 5G schreitet nicht nur in Deutschland, sondern auch international immer weiter voran. Unternehmen freuen sich auf die Nutzung neuer Technologien durch niedrigere Latenzen und höhere Konnektivität. Doch...
Diskussion
1
News-Artikel lesen
Landesregierung stellt Digitalstrategie 2.0 vor
Mit Blick auf die digitale Transformation des Bundeslandes hat Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren eine große Aufholjagd gestartet. Mittlerweile ist Nordrhein-Westfalen Vorreiter bei der digitalen Infrastruktur und der digitalen Verwaltung...
News-Artikel lesen