Erfolgreicher 5G-Praxisaustausch in Aachen

Chancen und Potentiale von 5G in der industriellen Praxis

Am 25. März 2025 luden das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT) und das Competence Center 5G.NRW (CC5G.NRW) zur Veranstaltung „5.5 Jahre 5G in NRW – Lehren aus der Industrie: Erfolge und Reflexion“ auf das Gelände des 5G-Industry Campus Europe in Aachen ein. Dabei stand der State of the Art von 5G-Campusnetzen in der alltäglichen industriellen Praxis im Fokus. Die Veranstaltung diente auch dazu, auf fünfeinhalb Jahre 5G in Nordrhein-Westfalen zurückzublicken und erfolgreiche Use Cases und Lösungen aus der Praxis vorzustellen.

Nach der Begrüßung durch die beiden Gastgeber Henning Horn, Co-Head des CC5G.NRW und Niels König, Abteilungsleiter Produktionsmesstechnik am IPT, folgten vier abwechslungsreiche Fachvorträge.

Den Anfang machte Stefan Böcker, Oberingenieur am Communication Networks Institute (CNI) der TU Dortmund und seit Tag 1 Teil des CC5G.NRW. Sein Vortrag fokussierte die Performance und Potenziale für Brownfield-Industrieanwendungen von 5G-Campusnetzen. Am Beispiel der hochdynamischen und komplexen Umgebung beim Projektpartner Miele & Cie. KG zeigte Stefan Böcker auf, wie 5G gegenüber alternativen Konnektivitätstechnologien performt und sich bei hohen Anforderungen an den Quality of Service auch in Brownfield Industrieumgebungen integrieren lässt. Gerade bei einer großen Anzahl an Endgeräten spielt 5G seine Stärken gegenüber WiFi 6 aus. Zudem zeigte er die großem Anwendungs- und Leistungspotenziale im mmWave Frequenzspektrum um 26 GHz auf, die zukünftig auch mit Blick auf die evolutionäre Weiterentwicklung hin zu 6G eine wesentliche Rolle spielen werden.

Im zweiten Vortrag stellte Dr. Benjamin Panreck, vom Krone Business Center DigITal der KRONE Group, die vielfältigen 5G-Aktivitäten des Unternehmens an unterschiedlichen Standorten vor und erklärte, warum sich die KRONE Group dazu entschieden hat, an mehreren ihrer Liegenschaften gemeinsam mit der M3connect GmbH großflächige 5G-Campusnetze im industriellen Produktionsumfeld aufzubauen. Bereits über 86 Hektar im Außenbereich sowie mehrere Indoor-Produktionshallen sind mit openRAN 5G-Technologie ausgeleuchtet. Dabei zeigte er ebenfalls auf, welche praktischen Herausforderungen und unvorhergesehene Schwierigkeiten beim Aufbau und im Betrieb des eigenen Campusnetzes auftreten können.

Jens Petri, Senior Expert IOT Technologies & Partnerships im Center of Excellence Automation, Digital, and Service Solutions der SMS Group am Standort Mönchengladbach, demonstrierte am Beispiel des Standortes Hilchenbach im Siegerland, wie der Maschinen- und Anlagenbauer für die Metallindustrie sein privates 5G-Campusnetz für Forschung und Entwicklung aufgebaut hat. Gemeinsam mit Mugler SE und Ericsson wurde an diesem Standort eine private 5G-Infrastruktur errichtet, die es ermöglicht, die Anwendungsfälle Advanced Predictive Maintenance, Augmented Reality (AR) und Remote Expert und Automated guided Vehicle (AGV) in der Produktions- und Betriebspraxis für das Unternehmen selbst, wie ebenso für seine Kunden, zu testen und weiter zu entwickeln.

Der Vortrag erläuterte, dass es noch sehr anspruchsvoll ist den konkreten Return on Invest eines 5G-Campusnetzes im Vorfeld aufzuzeigen. In den Erfahrungen der SMS Group stellte sich jedoch heraus, dass nach der Installation der neuen digitalen Infrastruktur Use Cases im Bereich Advanced Predictive Maintenance möglich wurden, die zu hohen Kosteneinsparungen beitrugen und beim Aufbau des Netzes noch nicht auf dem Technologieradar möglicher Use Cases auftauchten.

Maximilian Ortmann, Research Associate Digital Infrastructures am Fraunhofer IPT zeigte abschließend in seinem Vortrag das Potential von 5G für die Produktion auf. Den Unsicherheiten über den Nutzen von 5G – zum Beispiel Return on Invest, unklare Kostenvorstellungen, mangelndes Verständnis der technischen Anwendungsfälle – trat er mit einer konkreten Beispielrechnung entgegen. Am Use Case „Automated Valet Parking via 5G“ stellte er vor, mit welchem Verfahren sich der RoI am Beispiel des autonomen Parkens von gefertigten Fahrzeugen im Vorfeld errechnen lässt.

Shopfloor-Touren durch die Produktionshallen und Forschungslabore

Im Anschluss stellten Pierre Kehl vom Fraunhofer IPT und Fabian Seidel vom FIR an der RWTH Aachen dem interessierten Publikum im Zuge ihrer Shopfloor-Touren durch die Produktionshallen und Forschungslabore aktuelle Use Cases für die Produktion und die Intralogistik vor.

Ein herzlicher Dank geht an die vortragenden Referenten und unsere zahlreichen Gäste vor Ort.

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