Fraunhofer HHI entwickelt Netze mit Lichtübertragung

Im Projekt LINCNET entwickelt das Fraunhofer HHI neue drahtlose Netzwerke, die Licht und 5G-Technologie kombinieren, um Geräte in Krankenhäusern und der Industrie flexibel und sicher ins Netzwerk einzubinden.

Durch die zunehmende Digitalisierung werden in Krankenhäusern zunehmend Geräte wie Röntgen- oder Ultraschallgeräte ans Netzwerk angeschlossen, die im Bedarfsfall beweglich sein müssen. Im Projekt LINCNET nutzen Fraunhofer-Forschende Licht, um Daten auf Maschinen und Roboter in Krankenhäusern sowie in der industriellen Fertigung zu übertragen. In Kombination mit Stromnetzen und dem schnellen 5G-Netz sollen leistungsfähige, aber kostengünstige Funknetze für Gebäude entstehen, die Geräte drahtlos in das Netzwerk einbinden und weniger elektromagnetische Emissionen erzeugen. Dies soll zu einer deutlich flexibleren industriellen Produktion führen.

In Industrie-4.0-Szenarien muss die Fertigung ständigen Veränderungen standhalten. Maschinen, Roboter und Messinstrumente müssen bei kurzfristigen Auftragsänderungen schnell neu platziert und in umgebaute Fertigungsabläufe integriert werden. Ähnliches gilt im Gesundheitswesen. Herkömmliche Netzwerke, die Maschinen und Geräte mit WLAN verbinden, sind in diesen Fällen oft nicht optimal, da sie in Produktionshallen zu unvorhersehbaren Störungen führen können und in sensiblen Umgebungen wie Operationssälen strenge Grenzwerte für elektromagnetische Emissionen gelten. Zudem bleibt auch das Funknetz für potenzielle Angreifer sichtbar, auch wenn der Datenverkehr verschlüsselt ist.

Im Projekt LINCNET (LiFi-enabled 5G for INdustrial and MediCal NETworks) nutzen die Forschenden handelsübliche LEDs und Photodioden zur Datenübertragung durch Modulation von Lichtimpulsen. Das Konzept soll das schnelle 5G-Datennetz mit der Datenübertragung über das vorhandene Stromnetz kombinieren, um Daten in jeden Raum zu bringen und sie dort mittels Licht (LiFi) auf den letzten Metern drahtlos zu übertragen. Diese Methode soll elektromagnetische Emissionen reduzieren und ist laut den Forschenden energieeffizienter, da Lichtsignale nicht durch Wände dringen.

Die Datenübertragung über LiFi bietet gegenüber funkbasierten Methoden laut dem Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, HHI klare Vorteile, darunter extrem robuste und leistungsstarke Verbindungen mit Latenzzeiten unter 2 Millisekunden und Übertragungsraten bis zu 1 Gigabit pro Sekunde. Die Fraunhofer-Forschenden haben ein Deckenmodul mit digitalem Signalprozessor (DSP) entwickelt, das Daten aus dem Stromfluss extrahiert und in elektrische Signale für die Modulation der Lichtquelle umwandelt. LEDs senden die Daten von der Decke an im Lichtkegel platzierte Endgeräte, wie Roboter oder medizinische Geräte, was für abhörsichere und störungsfreie Kommunikation sorgt.

Ein weiterer Vorteil für die Industrie besteht darin, dass das Lichtspektrum ohne Regulierung oder Lizenzgebühren beliebig genutzt werden kann. Die Wissenschaftler*innen arbeiten zudem an der Kombination von LiFi mit schnellen Ethernet-basierten Netzwerken, um hochskalierbare Lösungen für die Echtzeitsteuerung von Robotern und medizinische High-End-Szenarien zu entwickeln. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert die 15 Projektpartner von LINCNET mit insgesamt 3,3 Millionen Euro, um die Digitalisierung und technologische Souveränität in Deutschland voranzutreiben.

Weitere Informationen finden Sie hier: Fraunhofer HHI.

Das könnte Sie auch interessieren

Suche nach Anbietern für konkrete 5G-Lösungen
Mit dem Projekt „5G als Enabler einer zukunftsfähigen Intralogistik“ im Rahmen des 5G.NRW-Förderwettbewerbs versucht das Unternehmen Berief Food zukunftsorientiert die eigenen Produktionskapazitäten mit einem 5G-first-Gedanken zu erweitern und zu optimieren....
News-Artikel lesen
24.08.2020
Sicherheitsüberlegungen und 5G
5G Americas hat das Whitepaper „Security Considerations for the 5G Era“ veröffentlicht. Das Whitepaper hebt verbesserte Sicherheitsprotokolle für 5G hervor, um aufkommenden Sicherheitsbedrohungen in der drahtlosen zellularen Landschaft zu begegnen....
News-Artikel lesen
23.09.2020
Transparenz und Sicherheit in der 5G-Welt
ZTE Corporation, ein international führender Anbieter von Lösungen für die Telekommunikationsbranche sowie für Unternehmens- und Privatkunden im Bereich mobiles Internet, und Omdia, ein global führendes Technologieforschungsunternehmen, haben das Whitepaper „Security...
News-Artikel lesen
5G-Edge-Cloud-Architektur soll zur Regelung von Produktionsprozessen genutzt werden
Zusammen mit sieben Partnerunternehmen aus der Industrie erproben Forscher*innen des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT in Aachen, wie durch smarte Sensoren, die kabellos am Bauteil angebracht werden, Produktionsverfahren verbessert werden können....
News-Artikel lesen
5G bereitet den Weg für flexible Produktion im Mittelstand
Unternehmen können an verschiedenen Stellschrauben ihrer Wertschöpfung drehen, um bspw. die Produktionskosten zu senken. Wie dies durch Digitalisierung geschehen kann, untersucht das Forschungsprojekt „Offene und flexible Industrie-Vernetzung mit 5G-Small-Cell-Zentrale: Adaptive...
News-Artikel lesen
5G.NRW-Förderprojekt KIRaPol.5G testet 5G-Überwachungssystem für den öffentlichen Raum
Ziel des Forschungsprojektes KIRaPol.5G ist es, die polizeiliche Überwachung in öffentlichen Bereichen zu unterstützen, insbesondere an Orten, an denen es zu Zwischenfällen kommen kann und die eine potentielle Gefahr für...
News-Artikel lesen
19.12.2023
BSI veröffentlicht Aktualisierung des IT-Grundschutz-Profils für die Absicherung von 5G-Campusnetzen
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat das IT-Grundschutz-Profil zur Absicherung von 5G-Campusnetzen mit dem Betrieb durch ein externes Dienstleistungsunternehmen aktualisiert und auf das IT-Grundschutz-Kompendium 2023 angepasst. Um den Betrieb sowie die...
News-Artikel lesen
5G-Netze: Staatliches Hacking als größte Bedrohung
11.10.2019 Die EU-Kommission stellte ihre Risikobewertung für die Sicherheit der 5G-Mobilfunknetze vor. 28 Staaten schickten ihre Einschätzung nach Brüssel, Deutschland schätze in seiner Bewertung insbesondere staatliches Hacking als größte Bedrohung...
News-Artikel lesen
Sicherheitsbedenken bei Open RAN
Die EU-Mitgliedstaaten haben in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und der EU-Agentur für Cybersicherheit (ENISA) einen Bericht über die Cybersicherheit von Open RAN veröffentlicht. Laut den Autor*innen wird diese Art...
News-Artikel lesen
Qualcomm präsentiert neue 5G-Prototypen
Qualcomm Technologies, Inc. hat seine neuesten Forschungsmeilensteine und Innovationen vorgestellt, um das nächste Kapitel von 5G voranzubringen. Die neuen und aktualisierten F&E-Over-the-Air-Prüfstände und -Systemsimulationen zeigen die Verbesserung der 5G-Systembasis, um...
News-Artikel lesen
01.07.2020
Funktionale Anforderungen für 5G im industriellen Umfeld
Das neue Whitepaper der 5G-ACIA beschreibt die funktionalen Anforderungen, um die Fähigkeiten nicht-öffentlicher 5G-Systeme den angeschlossenen Industrien und  Automatisierungsanwendungen zugänglich zu machen. Über Expositionsschnittstellen können industrielle Anwendungen auf 5G-Fähigkeiten für...
News-Artikel lesen
Leipziger Nordraum soll 5G-Modellregion werden
Das Forschungsprojekt Trimodale 5G-Pionierregion Leipziger Nordraum (Tri5G) soll die Anwendungsgebiete der 5G-Technologien in der Automobilindustrie, der Express- und Mehrwertlogistik sowie im öffentlichen Personennahverkehr im Umfeld des Leipziger Flughafens konzeptuell erfassen....
News-Artikel lesen