Forschende finden kritische Sicherheitslücken in 5G-Netzwerkkomponente

CISPA-Forscher haben kritische Sicherheitslücken in einer Netzwerkkomponente in der LTE- und 5G-Netzarchitektur entdeckt. Nach entsprechenden Updates werden die Ergebnisse auf dem USENIX Security Symposium 2024 veröffentlicht.

Das CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit hat bekannt gegeben, dass in Zusammenarbeit mit SBA Research und der Universität Wien zwei weitreichende Sicherheitslücken im Mobilfunkprotokoll Voice over WiFi (VoWiFi) entdeckt wurden. Voice over Wifi ist auch als WLAN-Calling bekannt. Laut der Forschungseinrichtung gefährdeten diese Schwachstellen die Kommunikationssicherheit von Millionen Mobilfunkkund*innen weltweit. Inzwischen wurden jedoch entsprechende Updates durchgeführt, um die Probleme zu beheben.

Moderne Smartphones können Telefonverbindungen nicht nur über das Mobilfunknetz, sondern auch über WLAN aufbauen, was besonders an Orten mit schlechter Mobilfunkqualität von Vorteil ist. WLAN-Calling, das seit 2016 angeboten wird, ist bei allen neuen Smartphones voreingestellt und wird von fast allen großen Mobilfunknetzbetreibern unterstützt. Die Untersuchung ergab jedoch, dass der Verbindungsaufbau zwischen Smartphone und Mobilfunknetz in einigen Fällen nicht sicher war.

Betroffen waren die Dienste von 13 Mobilfunkanbietern aus verschiedenen Ländern, darunter Österreich, die Slowakei, Brasilien und Russland, wodurch laut CISPA rund 140 Millionen Kund*innen gefährdet waren. Ursache war eine Schwachstelle im Evolved Packet Data Gateway (ePDG), einer wichtigen Netzwerkkomponente in der LTE- und 5G-Netzarchitektur. Bei WLAN-Calls wird ein IPsec-Tunnel zwischen dem Smartphone und dem ePDG aufgebaut, der durch kryptografische Schlüssel geschützt wird. Die Untersuchung zeigte jedoch, dass diese Schlüssel nicht zufällig und privat waren, sondern aus einem globalen Satz von zehn statischen Schlüsseln bestanden. Dies ermöglichte es, die Kommunikation zwischen Smartphones und Mobilfunknetzen mitzuhören.

Zusätzlich fanden die Forscher*innen eine weitere Schwachstelle in den Chips des taiwanesischen Herstellers MediaTek, die in vielen Android-Smartphones verbaut sind. Diese Schwachstelle ermöglichte es, die Verschlüsselung auf die schwächste Variante zu reduzieren. Messungen und Analysen zeigten, dass veraltete kryptografische Verfahren bei vielen anderen Herstellern wie Google, Apple, Samsung und Xiaomi zum Einsatz kamen.

Wie viele Nutzer tatsächlich von Angriffen betroffen waren, können die Forschenden nicht genau sagen. Die Forscher*innen informierten die weltweite Vereinigung der Mobilfunkbetreiber (GSMA) sowie die betroffenen Provider und Hersteller, die inzwischen entsprechende Updates eingespielt haben. Zudem hat das CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit angekündigt, die Ergebnisse der Untersuchungen auf dem USENIX Security Symposium 2024 zu veröffentlichen, um anderen Forschenden Zugang zu den Erkenntnissen zu bieten.

Weitere Informationen finden Sie hier: CISPA.

Das könnte Sie auch interessieren

16.10.2024
PHYSEC GmbH gewinnt NRW-Innovationspreis innovation2market der Landesregierung 2024
Dieses Hardwaremodul erkennt physische Manipulationen an digitalen Geräten, indem es Funksignale aussendet, die sich im Inneren des Geräts ausbreiten und einen einzigartigen „Fingerabdruck“ erzeugen.
News-Artikel lesen
13.04.2022
5G-Netz für Krisen- und Notfallszenarien
Eine stabile Kommunikation ist insbesondere für Rettungsgeräte in Krisen von großer Wichtigkeit. Bisher sind Rettungskräfte allerdings auf Kommunikationstechnologien des öffentlichen Bereichs wie TETRA, LTE und andere proprietäre Lösungen angewiesen, welche...
News-Artikel lesen
Zur Diskussion: Sorgen und Vorbehalte gegenüber 5G
Der Rollout von 5G schreitet nicht nur in Deutschland, sondern auch international immer weiter voran. Unternehmen freuen sich auf die Nutzung neuer Technologien durch niedrigere Latenzen und höhere Konnektivität. Doch...
Diskussion
1
News-Artikel lesen
01.09.2021
Neue Sicherheitsrichtlinien für 5G-Netze
Die Bundesnetzagentur hat gemeinsam mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit eine neue Version des Katalogs für Sicherheitsanforderungen für...
News-Artikel lesen
Was treibt den gesellschaftlichen Diskurs rund um 5G an
Spätestens seit Beginn der Covid-19-Pandemie ist klar, dass die Skepsis gegenüber neuen Technologien und wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Spaltungen innerhalb der Gesellschaft führen kann. Dieses Problem betrifft aber nicht nur etwa...
News-Artikel lesen
16.01.2025
Verlängerung der Einreichungsfrist für Cybersicherheitsprojekte im Rahmen des EU-Förderprogramms „Digitales Europa“
Das Europäische Kompetenzzentrum für Cybersicherheit (ECCC) hat bekannt gegeben, dass die Einreichungsfrist im Rahmen des EU-Förderprogramms „Digitales Europa“ bis zum 27. März 2025 verlängert wurde.
News-Artikel lesen
21.09.2023
FMK Messung zeigt nur sehr geringe Zunahme der Mobilfunk-Emissionen
Vor drei Jahren führte das FMK die erste Mobilfunk-Messung im Versorgungsbereich einer neuen 5G-Station an der Wiener „Summerstage“ durch. Dabei sollte ermittelt werden, wie sich das neue 5G-Mobilfunksystem auf die...
News-Artikel lesen
13.01.2022
Mit IT-Grundschutz zum sicheren 5G Campusnetz
Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es kein IT-Grundschutz-Profil für 5G-Netze. Um diese Lücke zu schließen, erarbeitet das BSI in Kooperation mit SoftEd Systems GmbH und dem Deutsche Telekom Chair of Communication...
News-Artikel lesen
EU-Mitgliedstaaten veröffentlichen Fortschrittsbericht zur Umsetzung der EU-Toolbox für 5G-Cybersicherheit
Die EU-Mitgliedstaaten haben mit Unterstützung der Europäischen Kommission und der Europäischen Agentur für Cybersicherheit (ENISA) einen zweiten Fortschrittsbericht über die Umsetzung der EU-Toolbox für 5G-Cybersicherheit veröffentlicht. Der Bericht geht auch...
News-Artikel lesen
14.03.2022
Umweltministerium NRW: 5G-Sendeanlagen halten die Grenzwerte zum Schutz der Gesundheit ein
Der 5G-Ausbau in Nordrhein-Westfalen hat in den letzten Monaten deutlich an Fahrt aufgenommen. Mehr als 70 Prozent der Fläche in NRW sind bereits mit 5G versorgt. Damit die neue Technologie...
News-Artikel lesen
15.05.2025
BSI legt umfassende 5G Risikoanalyse vor
Im Rahmen des Projekts „5G Risikoanalyse“ hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Zusammenarbeit mit internationalen Expertinnen und Experten für Mobilfunksicherheit eine umfassende Analyse der sicherheitsrelevanten Strukturen...
News-Artikel lesen
Der Stand von 5G und Edge im industriellen Betrieb
Bereits im Jahr 2019 veröffentlichte Capgemini eine Studie, in welcher 5G als wichtige Enabler-Technologie für die digitale Transformation von drei Vierteln der Industrieunternehmen identifiziert wurde. In der früheren Studie zeigte...
News-Artikel lesen