EU droht Ziele der Digitalen Dekade 2030 zu verfehlen

Eine Analyse der Telefónica gibt an, dass die EU in den Bereichen Konnektivität, Digitalisierung und digitale Kompetenzen weit hinter den Zielvorgaben zurückbleibt. Um die digitale Transformation bis 2030 erfolgreich voranzutreiben, sind Investitionen und Koordinierung erforderlich.

Im Juli bewertete die Europäische Kommission erstmals die Fortschritte der Mitgliedstaaten bei der Erreichung der Ziele der Digitalen Dekade. Eine Analyse von Telefónica zeigt jedoch, dass die EU insbesondere in den Bereichen Konnektivität und Digitalisierung weit hinter den Zielvorgaben zurückliegt. Trotz aller Anstrengungen hinkt die EU in Schlüsselbereichen wie Innovation und technologischer Entwicklung anderen globalen Akteuren hinterher. Dies wirkt sich nach Ansicht von Telefónica negativ auf das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit aus.

Digitale Infrastrukturen: Ziele für 2030 noch weit entfernt

Die Fortschritte bei der Konnektivität bleiben laut Telefónica hinter den Erwartungen zurück. Nur 64 Prozent der Haushalte haben Zugang zu Glasfaseranschlüssen. Der Ausbau von Gigabit-Verbindungen kommt mit 18,5 Prozent nur langsam voran. Die 5G-Abdeckung liegt bei lediglich 50 Prozent in der EU und ist damit weit von dem angestrebten Ziel entfernt. Nach Angaben von Telefónica werden zur Erreichung der Konnektivitätsziele bis 2030 Investitionen in Höhe von 200 Milliarden Euro erforderlich sein.

Digitalisierung: Deutliche Unterschiede zwischen Unternehmen und Regionen

Langsame Fortschritte sieht Telefónica auch bei der Digitalisierung der Unternehmen. Nur 32 Prozent der europäischen Unternehmen nutzen bisher Datenanalysen. Die Cloud-Nutzung ist nur um 7 Prozent gestiegen und verfehlt damit das Ziel von einem Anstieg um 9 Prozent. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) hinken bei der Digitalisierung hinterher, was auf unzureichende Investitionen und eine digitale Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten zurückzuführen sei.

Digitale Technologien: Große Defizite

Telefónica ist der Ansicht, dass die digitale Transformation auch mehr Investitionen in digitale Kompetenzen erfordert. Derzeit haben nur 55,6 Prozent der Bürger*innen in der Europäischen Union grundlegende digitale Fähigkeiten. Auch die Zahl der IT-Spezialisten wird mit 12 Millionen im Jahr 2030 deutlich unter der Zielmarke von 20 Millionen liegen. Cybersicherheit spielt ebenfalls eine zentrale Rolle für das Vertrauen in digitale Technologien. Fortschritte in diesem Bereich bleiben jedoch auch weiterhin eine große Herausforderung.

Fazit: Akuter Handlungsbedarf

Zur Erreichung der Ziele der Digitalen Dekade bis 2030 fordert Telefónica mehr Investitionen und eine bessere Koordination zwischen den Mitgliedstaaten. Um den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten, müssen neben dem Ausbau der digitalen Konnektivitätsinfrastrukturen ebenfalls die digitalen Kompetenzen sowie die Cybersicherheit gestärkt werden. Telefónica betont, dass nur durch verstärkte Investitionen, bessere Koordination und die Förderung digitaler Kompetenzen der digitale Wandel bis 2030 gelingen kann.

Die Europäische Kommission plant, das Programm der Digitalen Dekade im Jahr 2026 zu überprüfen, um die bisherigen Fortschritte zu bewerten und die Ziele neu auszurichten.

 

Weitere Informationen finden Sie hier: Telefónica.

Das könnte Sie auch interessieren

NRW soll Digitalisierung prägen und vorantreiben
12.04.2019 Die unter Beteiligung der Öffentlichkeit entwickelte Digitalstrategie des Landes Nordrhein-Westfalen wurde nun vorgestellt. Die Landesregierung beschreibt darin die Chancen der Digitalisierung für die Menschen in Nordrhein-Westfalen und benennt über...
News-Artikel lesen
5G-Netze: Staatliches Hacking als größte Bedrohung
11.10.2019 Die EU-Kommission stellte ihre Risikobewertung für die Sicherheit der 5G-Mobilfunknetze vor. 28 Staaten schickten ihre Einschätzung nach Brüssel, Deutschland schätze in seiner Bewertung insbesondere staatliches Hacking als größte Bedrohung...
News-Artikel lesen
Mobilfunkmessung mit Abfallsammelfahrzeugen
Im Kreis Coesfeld im westlichen Münsterland wurde über das letzte Jahr das Mobilfunknetz mithilfe der Müllabfuhr getestet. Zu diesem Zweck wurden die Abfallsammelfahrzeuge mit sogenannten Echtnetz-Boxen ausgestattet, die den Mobilfunkempfang...
News-Artikel lesen
5G-Mobilfunkstrategie für Nordrhein-Westfalen veröffentlicht
Die neue 5G-Mobilfunkstrategie wurde vom Kabinett der nordrhein-westfälischen Landesregierung beschlossen. Die Strategie erläutert die Leitplanken für die Einführung der fünften Mobilfunkgeneration. Der im Dezember 2019 gestartete Förderwettbewerb 5G.NRW stellt dabei...
News-Artikel lesen
Neues Kompetenzzentrum für Elektromagnetische Felder (EMF)
Welche Veränderungen bringen neue Sendeanlagen in der direkten  Nachbarschaft mit sich? Welche Auswirkungen hat das neue Mobilfunknetz 5G? Um über diese Fragestellungen zu informieren, hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) das...
News-Artikel lesen
White Paper zu Use Cases von 5G
Das Projekt 5G-ESSENCE hat zwei Whitepaper veröffentlicht: Das Ziel des Whitepapers „5G Edge Network Acceleration in Crowded Events“ ist es, einen Einblick in den aktuellen Stand der Edge Network Acceleration...
News-Artikel lesen
Bitkom begrüßt Mobilfunkstrategie des Bundes
03.10.2019 Die vom BMVI vorgelegte Mobilfunkstrategie wurde vom Bitkom und den im Verband organisierten Mobilfunknetzbetreibern begrüßt. Die in der Strategie abgebildeten Maßnahmen beziehen sich auf die Forderungen der Branche und...
News-Artikel lesen
EU-Bericht betont Notwendigkeit verbesserter 5G-Konnektivität
Die Europäische Kommission hat den zweiten Bericht zum Stand des digitalen Jahrzehnts veröffentlicht, der den Fortschritt bei der Erreichung der digitalen Ziele und Vorgaben für 2030 im Rahmen des Digital...
News-Artikel lesen
Zur Diskussion: 5G im ländlichen Raum
Da rund 23 Prozent der deutschen Bevölkerung in ländlichen Gebieten lebt, ist die Nachfrage nach schnellen, zuverlässigen Verbindungen äußerst hoch. 2019 haben bereits führende Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland angekündigt, bis zu...
Diskussion
News-Artikel lesen
Bis 2030: 2 Billionen US-Dollar zusätzliche Wertschöpfung durch 5G
McKinsey Global Institute (MGI) hat die Studie „Connected World: An Evolution in Connectivity Beyond the 5G Revolution“ zum Einsatz von Konnektivitätstechnologien in den Bereichen Gesundheit, Produktion, Handel und Mobilität veröffentlicht....
News-Artikel lesen
Chancen und Potenziale von 5G in der vernetzten Industrie
Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat in der Reihe „WISO Direkt“ das Paper „5G für die vernetzte Industrie“ veröffentlicht, welches am FIR an der RWTH Aachen, einem Mitgliedsinstitut der Zuse-Gemeinschaft und des Competence...
News-Artikel lesen
300-fache Steigerung des Mobilen Datenverkehrs in den letzten 10 Jahren
Den rasend schnellen Wandel der mobilen Kommunikation hat wahrscheinlich jede Person sowohl im Privaten als auch im Beruf erlebt. Das macht auch Fredrik Jejdling, Executive Vice President und Head of...
News-Artikel lesen