5G-Frequenzvergabe-Regularien der Bundesnetzagentur für rechtswidrig erklärt

Das Verwaltungsgericht Köln hat die Vergabe- und Auktionsregeln der Bundesnetzagentur für die 2019 durchgeführte 5G-Frequenzversteigerung als rechtswidrig erklärt. Das Gericht verpflichtet die Bundesnetzagentur die Vergaberegeln neu zu formulieren, um den gerichtlichen Vorgaben zu entsprechen.

Das Verwaltungsgericht Köln hat die von der Bundesnetzagentur im Jahr 2018 festgelegten Vergabe- und Auktionsregeln für die 2019 durchgeführte Versteigerung der 5G-Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz als rechtswidrig erklärt. Die Entscheidung, die am 26. August 2024 verkündet wurde, verpflichtet die Bundesnetzagentur, die Anträge der Klägerinnen auf Aufnahme einer sogenannten Diensteanbieterverpflichtung neu zu bescheiden.

Hintergrund des Verfahrens ist die Entscheidung der Präsidentenkammer der Bundesnetzagentur vom 26. November 2018, mit der die Regeln für die Versteigerung der 5G-Frequenzen festgelegt wurden. Diese Versteigerung erbrachte Erlöse in Höhe von rund 6,6 Milliarden Euro und betraf Frequenzen, die für den 5G-Mobilfunk besonders geeignet sind. Die Vergaberegeln umfassten unter anderem die Verpflichtung der Zuteilungsinhaber, mit Diensteanbietern ohne eigene Netzinfrastruktur über die Mitnutzung von Funkkapazitäten zu verhandeln. Diese Regelung wurde von den klagenden Diensteanbietern als unzureichend kritisiert, da sie eine verbindliche Diensteanbieterverpflichtung gefordert hatten.

Das Verwaltungsgericht Köln stellte fest, dass das Vergabeverfahren unter erheblichem politischen Druck stand, insbesondere durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) unter der Leitung des damaligen Bundesministers Andreas Scheuer. Das BMVI habe in erheblichem Umfang versucht, Einfluss auf die Entscheidungen der Präsidentenkammer zu nehmen, insbesondere im Hinblick auf die Festlegung der Versorgungsverpflichtungen. Diese Einflussnahme sei nicht nur problematisch, weil sie die Unabhängigkeit der Bundesnetzagentur als nationale Regulierungsbehörde gefährde, sondern auch, weil sie die Besorgnis der Befangenheit gegenüber den Mitgliedern der Präsidentenkammer begründe.

Das Gericht befand, dass die Bundesnetzagentur ihre Unabhängigkeit nicht ausreichend geschützt habe, indem sie den Einflussversuchen des BMVI nicht entschieden entgegentreten habe. Dies habe zu einem materiellen Fehler im Abwägungsvorgang geführt, da die Forderungen des BMVI teilweise in die Vergaberegeln eingeflossen seien. Diese politisch motivierte Einflussnahme habe den Eindruck eines sachwidrigen „Nebenverfahrens“ erweckt und damit die Neutralität des Vergabeverfahrens in Frage gestellt.

Als Konsequenz dieser Feststellungen hob das Verwaltungsgericht Köln die Entscheidung der Präsidentenkammer auf und verpflichtete die Bundesnetzagentur, die Vergaberegeln unter Berücksichtigung der gerichtlichen Vorgaben neu zu formulieren. Den Beteiligten steht nun die Möglichkeit offen, gegen die Entscheidung Beschwerde einzulegen, über die dann das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entscheiden würde.

 

Weitere Informationen finden Sie hier: Verwaltungsgericht Köln. Die Stellungnahme der Bundesnetzagentur haben wir hier für Sie verlinkt.

 

Das könnte Sie auch interessieren

5G-Sicherheit: Überblick über Fortschritte der EU-Mitgliedsländer
Die EU-Mitgliedstaaten mit Unterstützung der Europäischen Kommission sowie der EU-Agentur für Computer- und Netzsicherheit ENISA haben einen Zwischenbericht veröffentlicht, der die Fortschritte der Mitgliedsländer auf Grundlage der im Januar verabschiedeten...
News-Artikel lesen
Unternehmen halten 5G-Ausbau für bedeutend
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen hat Ergebnisse ihrer Blitzumfrage zum 5G-Ausbau, an der 702 Unternehmen aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe teilgenommen haben, veröffentlicht. 76 Prozent der befragten Unternehmen finden...
News-Artikel lesen
BMVI fördert Aachener 5G-Projekt mit 6,2 Millionen Euro
Im Zuge des 5G-Innovationsprogramms erhält das Projekt „5G Industry Campus Europe“ vom Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur (BMVI) eine Förderung. Ins Leben gerufen wurde das Projekt vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie...
News-Artikel lesen
Neues Kompetenzzentrum für Elektromagnetische Felder (EMF)
Welche Veränderungen bringen neue Sendeanlagen in der direkten  Nachbarschaft mit sich? Welche Auswirkungen hat das neue Mobilfunknetz 5G? Um über diese Fragestellungen zu informieren, hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) das...
News-Artikel lesen
Mobilfunkmessung mit Abfallsammelfahrzeugen
Im Kreis Coesfeld im westlichen Münsterland wurde über das letzte Jahr das Mobilfunknetz mithilfe der Müllabfuhr getestet. Zu diesem Zweck wurden die Abfallsammelfahrzeuge mit sogenannten Echtnetz-Boxen ausgestattet, die den Mobilfunkempfang...
News-Artikel lesen
EHang-Flugtaxis nutzen künftig 5G-Netze von Vodafone
29.10.2019 EHang, weltweit agierender Anbieter für Drohnen und Flugtaxis unterzeichnete einen Kooperationsvertrag mit Vodafone. Das Ziel sei die Entwicklung von kommerziellen Drohnen und Flugtaxis für Deutschland und Europa. Dazu sollen...
News-Artikel lesen
Beirat der Bundesnetzagentur gibt Stellungnahme zur Frequenzvergabe 2025 ab
Der Beirat der Bundesnetzagentur (BNetzA) hat eine Stellungnahme zum von der Bundesnetzagentur vorgelegten Positionspapier zur anstehenden Frequenzvergabe für 2025 abgegeben. Er ist der Auffassung, dass die Bundesnetzagentur als zuständige Behörde...
News-Artikel lesen
Entwurf der Bundesnetzagentur erfüllt Anforderungen der Deutschen Industrie nicht
28.10.2019 Der im Oktober 2019 vorgelegte Entwurf der Bundesnetzagentur für den landesweiten Aufbau und Einsatz der 5G-Funktechnologie erfüllt die Anforderungen der deutschen Industrie an Sicherheit und Anwendbarkeit nicht. Knackpunkt ist...
News-Artikel lesen
Mobilfunkausbau: Kooperation von Telekom, Vodafone und Telefónica
Die Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland und Vodafone haben bekanntgegeben beim Mobilfunkausbau zukünftig stärker zu kooperieren. Ziel ist es, deutschlandweit – vor allem in ländlichen Regionen sowie entlang der Verkehrswege auf...
News-Artikel lesen
Landesregierung stellt Digitalstrategie 2.0 vor
Mit Blick auf die digitale Transformation des Bundeslandes hat Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren eine große Aufholjagd gestartet. Mittlerweile ist Nordrhein-Westfalen Vorreiter bei der digitalen Infrastruktur und der digitalen Verwaltung...
News-Artikel lesen
Bundesnetzagentur veröffentlicht Konsultation zur Verlängerung von Mobilfunkfrequenzen
Die Ende 2025 auslaufenden Frequenznutzungsrechte sollen um fünf Jahre verlängert werden. Ziel ist eine Angleichung der Laufzeiten dieser Nutzungsrechte an die Laufzeiten der später auslaufenden Nutzungsrechte. Dadurch können in einem...
News-Artikel lesen
Projekt „Zukunftsnetz Schwerte“ erhält Förderung vom Bundesverkehrsministerium
Das Projekt „Zukunftsnetz Schwerte“ der Stadt Schwerte wird im Rahmen des 5G-Innovationswettbewerbs des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert. Durch die Förderung können nun Anwendungsszenarien und Geschäftsmodelle zum...
News-Artikel lesen